Ab 1933 versinkt Deutschland in der Katastrophe der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Genauso beängstigend schnell, wie in Staat und Gesellschaft das Recht und die Freiheit verloren gehen, verändert sich auch die Schule. Auch in der Oberrealschule III wird die „Gleichschaltung“ vollzogen, d. h. der Unterordnung aller Institutionen unter das totalitäre Führerprinzip.

Im Schulalltag zeigte sich dies sehr schnell und deutlich in einer konsequenten Militarisierung. Karim Kiouani, Abiturient des Jahrgangs 2021 schreibt in seiner Seminararbeit dazu: 

In den Jahren vor dem Krieg zeichnete sich eine zunehmende Militarisierung des schulischen Lebens ab. Die körperliche Ertüchtigung, also die sportliche Ausbildung stand nun im Fokus. So mussten Schüler und auch Lehrer eine paramilitärische Grundausbildung absolvieren. Beispielsweise nahmen Schüler der Oberstufe jeden Montag am Kleinkaliberschießen teil. Im Jahr 1936 gehörten bereits 94% der Schüler der Hitlerjugend an. Als Belohnung für diesen Verdienst am nationalsozialistischen Staat, erhielt die Schule die Hitlerjugend-Fahne die in einem feierlichen Akt gehisst und präsentiert wurde.

Laura Zubic, ebenfalls Abiturientin des Jahrgangs 2021, hat in ihrer Seminararbeit zahlreiche Jahresberichte aus dieser Zeit ausgewertet und stellt eine konsequent nationalsozialistische Ausrichtung der schulischen Feiern fest:

Zu den „Feiern im Verlauf des Jahres“ gehörten beispielsweise das „Fest der deutschen Schule“ oder der Muttertag, zu dem man „eine Schulfeier zu Ehren der deutschen Mutter und der deutschen Familie“ […] veranstaltet hat. Unter „Feiern des Reiches“ verstand man Feiertage, wie den „Tag der nationalen Arbeit“ […]. Ebenfalls zelebriert wurde z. B. der „Tag der Machtergreifung“ und der „Tag der Reichsgründung“, die in der Oberrealschule III mit dem Hinweis auf „die zwei leuchtenden Gipfel unserer Geschichte, dem 18. Januar 1871 und dem 30. Januar 1933“ […] gefeiert wurde. Zum Abschluss kamen die letzteren Feierlichkeiten „mit einem dreifachen Sieg-Heil auf Volk und Führer.

 Unterrichtsinhalte werden der nationalsozialistischen Ideologie angepasst (insbesondere der Rassenideologie), Aufsatzthemen und Abituraufgaben spiegeln diese Entwicklung deutlich wider. 

Schüler jüdischer Herkunft werden ausgegrenzt und müssen die Schule verlassen. Kiana Lendrich, ebenfalls Abiturjahrgang 2021, hat das Schicksal von Karl Schwager, geboren am 17. Juli 1921, recherchiert: Er emigriert im August 1938 im Alter von 17 Jahren nach Palästina und rettet so sein Leben. Seine Eltern werden 1941 von den Nationalsozialisten ermordet.

Unheilvoll das Bild zum Abschluss des Abiturjahrgangs 1939: Der Blick geht nach Osten, zu den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs, den viele der Absolventen nicht überleben werden.